Am Dienstag hat sich Kunstministerin Angela Dorn mit den Vorständen des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Hessens und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt über die antisemitischen Inhalte auf der documenta fifteen ausgetauscht. „Es war ein sehr offener, teilweise kontroverser, aber jedenfalls fruchtbarer Dialog im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum in Frankfurt, in dem die Gemeindevertreter auch Verantwortlichkeiten ansprachen. Dass eindeutig antisemitische Bildsprache auf der documenta gezeigt wurde, ist eine Grenzüberschreitung, die niemals hätte passieren dürfen. Wir sind uns einig darin, dass umfassend aufgearbeitet muss, wie es bei einer kuratierten und staatlich finanzierten Kunstausstellung dazu kommen konnte. Es ist darüber hinaus wichtig, hieraus für die Zukunft zu lernen – und zwar für die documenta genauso, wie als Kunstbetrieb und Gesellschaft insgesamt“, erklärte Hessens Kunstministerin Angela Dorn.
Kampf gegen Antisemitismus ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe
„Ich möchte allen Beteiligten für das offene und intensive Gespräch danken, in dem auch die entstandenen Verletzungen nochmals sehr deutlich geworden sind. Es ist der Beginn für einen weiteren engen Austausch, für den ich sehr dankbar bin“, erklärt Ministerin Dorn. „Deutschland bemüht sich seit den beispiellosen Menschheitsverbrechen der Shoah um eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und um eine Bekämpfung des Antisemitismus. Dass Nazi-Bildsprache es in den öffentlichen Raum geschafft hat, ist ein Rückschlag für diese Bemühungen und kann von den hier im Land lebenden Jüdinnen und Juden nur als Angriff verstanden werden. Es war wichtig, das antisemitische Bild aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, und die documenta hat den Auftrag, alle Ausstellungsstücke verantwortungsvoll in Bezug auf antisemitische Bildsprache und Chiffren zu überprüfen. Konkret setze ich mich bei der documenta dafür ein, dass wir nach der akuten Krisenbewältigung einen strukturellen Prozess anstoßen. Es braucht eine Beratung und Sensibilisierung und darüber hinaus strukturelle Veränderungen für eine kommende documenta. Wenn dies gelingt, wäre dies auch beispielhaft für den Kulturbetrieb. Das Ziel muss sein, Strukturen zu schaffen, wie wir Kulturinstitutionen besser für Antisemitismus, seine Gefahren und seine Auswirkungen sensibilisieren können. Zu Kunstschauen gehören immer auch Zumutungen. Aber diese Zumutungen haben ihre Grenzen – und zwar dort, wo Menschen in ihrer Würde verletzt werden. Der Kampf gegen Antisemitismus ist nicht etwa die Aufgabe der jüdischen Gemeinschaft, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Austausch mit den Jüdischen Gemeinden und Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Gemeinschaft ist hierbei essenziell.“