Die Verdeckung eines Kunstwerks auf der documenta fifteen, das antisemitische Elemente enthält, kann aus Sicht von Hessens Kunstministerin Angela Dorn nur der erste Schritt gewesen sein: „Antisemitische Inhalte dürfen nicht gezeigt und nicht reproduziert werden, dafür habe ich mich im Gespräch mit der gGmbH und im Rahmen ihrer Gremien eingesetzt. Wir unterstützen die Generaldirektorin der gGmbH, Dr. Sabine Schormann, darin, dass das Werk schnellstmöglich abgehängt wird. Der bereits entstandene Schaden ist nicht zu relativieren. Im Gegenteil, wir müssen aufarbeiten, wie es bei der documenta geschehen konnte, dass eine solche Bildsprache öffentlich gezeigt wurde. Auch die weiteren Werke vor allem der betreffenden Künstlergruppe müssen im Sinne verantwortungsvollen Kuratierens genauer in den Blick genommen werden. Die ursprünglich geplanten, dann ausgesetzten öffentlichen Diskussionen halte ich grundsätzlich weiter für den richtigen Weg der Auseinandersetzung. Ich stimme dem Internationalen Auschwitz Komitee ausdrücklich zu, dass es höchste Zeit dafür ist, im Rahmen dieser documenta das Gespräch darüber zu führen, warum diese Bilder hier auf Widerstand und Ablehnung stoßen und aus welcher Weltsicht sie entstanden sind. Ich habe immer gesagt, dass antisemitische Ressentiments und Antisemitismus auf der documenta nicht zum Ausdruck kommen dürfen; das haben auch die documenta und das Kuratorenkollektiv ruangrupa selbst immer wieder betont – umso bedauerlicher ist es, dass diese Motive hier aufgehängt wurden.“
Werk ist verdeckt worden
Am Montagabend war das fragliche Werk zunächst verdeckt worden. Die documenta hatte dazu eine Erklärung des Künstlers veröffentlicht, die das verdeckte Werk als „Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs in diesem Moment“ bezeichnet hatte. „Von dieser Erklärung distanziere ich mich. Das Kunstwerk enthält antisemitische Chiffren, von denen Jüdinnen und Juden sich zurecht verletzt fühlen. Auf der Basis von Beleidigungen und Verletzungen ist selbstverständlich kein Dialog möglich. Auch wenn ich tatsächlich insgesamt besorgt bin über die Schwierigkeit, in einen Dialog zwischen den Sichtweisen des globalen Südens und der Rolle Israels als Heimstatt des seit Jahrhunderten verfolgten jüdischen Volkes zu treten – dieses Werk ist dafür nicht das geeignete Beispiel.“